Anlage­strategien im Vergleich: In drei Schritten zum nachhaltigen Vermögens­aufbau

Von Valeria Nickel – aktualisiert am 13.03.2024

Mit der eigenen Geldanlage reich werden wie Warren Buffet & Co. – wer wünscht sich das nicht? Insgeheim
hofft wahrscheinlich jeder fleißige Anleger, eine Goldgrube unter seinen Investitionen zu entdecken.

Allerdings beruht der Erfolg eines Anlegers in 99 % der Fälle nicht auf einem glücklichen Zufall.
Vielmehr ist die richtige Anlagestrategie der Schlüssel zu einem wachsenden Vermögen.

Eine Anlagestrategie ist der Plan, nach dem ein Investor seine Investmententscheidungen trifft. Sie beschreibt eine
bestimmte, längerfristige Vorgehensweise bei der Asset
Allocation
, beim Handel mit Aktien, ETFs, Anleihen, Optionen, Zertifikaten oder beim
Risikomanagement.

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Zwei Methoden der Anlagestrategie

Die aktive Anlagestrategie

Aktives Vermögensmanagement wird von Anlegern betrieben, die einen Informationsvorsprung gegenüber
anderen Marktteilnehmern einsetzen oder ihrer Meinung nach inkorrekte Bewertungen von Wertpapieren nutzen, um an den
Finanzmärkten gewinnbringend Geld anzulegen.

Typisch für eine aktive Anlagestrategie ist das „Stock-Picking“. Dabei sucht sich der Anleger
bestimmte Aktien oder Anleihen heraus, die auf Basis der ihm zur Verfügung stehenden Informationen die attraktivsten
Anlagemöglichkeiten versprechen.

Ein anderes Merkmal ist das abgepasste Timing: Der Investor wählt aktiv den günstigsten Zeitpunkt,
um in einen Markt einzusteigen (zum niedrigsten Kurs) oder auszusteigen (zum höchsten Kurs).

Zuletzt ist auch das Ziel der Überrendite eine typische Eigenheit der aktiven Anlagestrategie.
Dabei handelt es sich um die Ambition, besser zu sein als der Markt. Aktive Fondsmanager wählen dafür einen
Vergleichsindex, eine sogenannte Benchmark, die sie schlagen wollen.

Die passive Methode

Passives Vermögensmanagement dagegen verzichtet darauf, vermeintlich attraktive Wertpapiere
herauszupicken, Kurse vorauszusagen oder nur zu ganz bestimmten Zeitpunkten ein- und auszusteigen.

Bei einer passiven Anlagestrategie will der Anleger nicht die Rendite eines Vergleichsindex übertreffen, sondern
diesen nachbilden und eine vergleichbare Rendite bei vergleichbarem Risiko erzielen – also praktisch das
Spiegelbild eines Marktes oder eines Marktsegments schaffen. Prognosen, Berichte und Meinungen von
Analysten spielen dann keine Rolle mehr.

Ein Beispiel für eine passive Anlagestrategie ist ein DAX-ETF. Ein solch passiv gemanagter Indexfonds
bildet die 30 größten Aktiengesellschaften Deutschlands ab (gemessen an ihrer Marktkapitalisierung).

Aufbau eines Portfolios

Ihre Anlagestrategie beginnt beim Aufbau Ihres Portfolios. Ein Portfolio setzt sich aus vielen unterschiedlichen Anlageklassen zusammen:

Unterschiedliche Anlageklassen

Diese Anlageklassen gibt es

Diversifikation innerhalb des Portfolios

Im Grunde kann Ihr Portfolio alles enthalten, von dem Sie sich kurz- oder langfristig eine Wertsteigerung
versprechen. Wichtig ist dabei jedoch, dass Sie diversifizieren.

Neben Chancen auf (Kurs-)Gewinne birgt jedes Wertpapier oder Anlageobjekt auch Verlustrisiken.
Einerseits gibt es titel- oder objektspezifische Risiken, die der Geldanlage selbst innewohnen. Zum anderen gibt es
Marktrisiken, die aus der Entwicklung der einzelnen (Wertpapier-, Immobilien- oder Rohstoff-)Märkte
resultieren. Zudem besteht bei Anlagen in fremden Währungen ein Währungsrisiko. Ob die Gattung,
Branche oder das Unternehmen – als Anleger sollten Sie verschiedene Szenarien durchdenken, um auf Zusammenbrüche in
jedem der Felder vorbereitet zu sein.

Dabei ist besondere Aufmerksamkeit geboten: An der Börse gibt es mehr Korrelationen, als man auf den ersten Blick
meinen mag. Wer nur in Aktien investiert, ist beispielsweise nicht sicher vor einem Aktien-Crash. Deshalb sollten
Anleger ihr Portfolio stets über verschiedene Anlageklassen hinweg diversifizieren.

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Langfristige Planung zahlt sich aus

Zudem müssen Sie sich schon beim Aufbau des Portfolios entscheiden, was für ein Anlegertyp Sie
sind. Dazu zählt, welche individuelle Risikobereitschaft Sie besitzen, welche Anlageziele Sie verfolgen, welche Renditeerwartung Sie
haben und welcher zeitliche Anlagehorizont Ihnen zur Verfügung steht.

Eine Anlagestrategie richtet sich nicht nur nach objektiven Kriterien wie zum Beispiel der fundamentalen und
technischen Wertpapieranalyse sowie allgemeinen Entwicklungsaussichten eines Marktes, sondern auch nach der
finanziellen Situation und persönlichen Präferenzen des Investors.

Eine per se perfekte Anlagestrategie gibt es nicht – Ihre persönliche Situation spielt
immer eine wichtige Rolle!

Das magische Dreieck

Für eine persönliche Bewertung Ihrer Kapitalanlage gibt es das „magische Dreieck“: Rendite –
Sicherheit – Verfügbarkeit. Der Anleger muss entscheiden, wie er welchen Punkt gewichten möchte.

Dies hängt beispielsweise von den Wirtschafts- und Markttheorien ab, die er grundsätzlich vertritt.
Andererseits spielt aber auch Ihr Alter eine gewisse Rolle: Wer gerade erst anfängt, Vermögen aufzubauen, kann beispielsweise
höhere Risiken eingehen und sich eine geringere Verfügbarkeit des Kapitals leisten. Für jemanden, der kurz
vor dem Renteneintritt steht, könnte dagegen die Sicherheit des Anlageprodukts der
entscheidende Punkt sein.

magisches Dreieck

Nicht die Risiken vergessen

Sobald das Portfolio-Gerüst steht, sollten Sie sich um Ihr Risikomanagement kümmern. Viele
Privatanleger überlegen sich zwar sehr genau, in welche Assetklassen sie Geld investieren möchten und wie sie diese
gewichten, blenden dann aber häufig die Risiken der Geldanlage aus und treffen keine Vorkehrungen für den Ernstfall.
An der Börse sollten Sie sich zumindest Stop-Loss-Kurse setzen, um sich vor Kursverlusten zu
schützen oder Gewinne abzusichern.

Vergleich der einzelnen Anlagestrategien

Man kann aktiv oder passiv investieren, in einzelne Aktien oder in Fonds, eine Immobilie einbeziehen oder auch
nicht. Es gibt unzählige Anlagestrategien. Nachfolgend ein kleiner Überblick.

Growth-Strategie

Anleger, die in wachstumsstarke Unternehmen investieren und auf ein großes Umsatzwachstum hoffen,
verfolgen die sogenannte Growth-Strategie. Diese
findet sich vor allem an Hochtechnologiemärkten wie der Softwareindustrie und in der Informations- und
Biotechnologie wieder.

Die Aktien dieser meist sehr jungen Unternehmen stehen ganz am Anfang ihrer Entwicklung. Genau deshalb weisen sie
jedoch oft ein hohes Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) auf. Ein hohes KGV bedeutet, dass der Aktienkurs
(die Marktbewertung) des Unternehmens im Vergleich mit seinen erwirtschafteten Gewinnen hoch ist.

Value-Strategie

Value-Investoren suchen gezielt nach unterbewerteten Unternehmen, deren Potential für Kursanstiege
sie aufgrund einer Fundamentalanalyse als hoch einstufen.

Die Fundamentalanalyse basiert im Gegensatz zur Chartanalyse nicht auf einer Betrachtung von
vergangenen Chartmustern, sondern auf betriebswirtschaftlichen Daten und dem ökonomischen Umfeld eines Unternehmens
– den sogenannten Fundamentaldaten.

Prominente Vertreter des Value Investing sind Warren Buffet oder Joel Greenblatt. Value-Aktien sind beispielsweise Daimler oder
Coca-Cola.

Buy-and-Hold Strategie

Diese klassische Strategie setzt auf die langfristige Ergiebigkeit von Geldanlagen und verzichtet
auf das Market-Timing. Denn sie geht davon aus, dass es kaum möglich ist, die günstigsten Ein- und
Ausstiegszeitpunkte am Finanzmarkt zu finden, da die größten Kursbewegungen innerhalb sehr kurzer Zeitspannen
erfolgen.

Außerdem könne die Spekulation an den Märkten über kurze Zeiträume für erhebliche Über- und Untertreibungen sorgen.
Daher können Kurse vorübergehend stark von ihren langfristigen Durchschnittswerten abweichen. Auf lange Sicht setzen
sich aber die Fundamentaldaten eines Unternehmens durch, die das Wirtschaftswachstum, die
Unternehmensgewinne und somit die Börsenkurse bestimmen.

Ein bekannter Verfechter dieser Strategie war André Kostolany. Sein berühmtester Ratschlag war wohl, in die Apotheke
zu gehen, sich Schlaftabletten zu besorgen, einzunehmen, einige internationale Standardwerte zu kaufen und ein paar
Jahre zu schlafen.

Antizyklische Strategie

Eine weitere Anlagestrategie ist, bestimmte Aktien zu kaufen, wenn die Mehrzahl der Marktteilnehmer pessimistisch
ist; und wieder zu verkaufen, sobald die Euphorie ihren Höhepunkt erreicht hat. In der Realität ist diese
Antizyklische bzw. Contrarian-Strategie aber kaum durchzuhalten.

Einerseits ist es kaum möglich, Kurswenden hervorzusagen. Dies versucht zwar die
Sentimentanalyse: Sie erforscht die Anlegerpsychologie in bestimmten Marktsituationen. Allerdings
ist fraglich, ob die Stimmungen der Anleger dabei helfen können, Vermutungen über zukünftige Kursverläufe zu
erarbeiten.

Andererseits fordert es dem Anleger eine fast übermenschliche Psyche ab, permanent gegen den Strom zu schwimmen.
Außerdem kann er nur schwer mit langfristig steigenden oder fallenden Aktien umgehen.

Prozyklische Strategie bzw. Momentum-Strategie

Beim gegenteiligen Ansatz zur Contrarian-Strategie kauft der Anleger vor allem Wertpapiere, von denen er in Kürze
einen beschleunigten Anstieg erwartet.

Dividenden-Strategie

Die Vorgehensweise der Dividenden-Strategie ist
es, gezielt Unternehmen mit einer hohen Dividendenrendite für sein Portfolio auszuwählen, wodurch regelmäßige
Ausschüttungen garantiert sind. Die Dividenden sind nicht zu unterschätzen, denn nicht nur Kurssteigerungen erhöhen
die Rendite, sondern auch gute Dividenden.

Size-Strategie

„Blue Chips“, die umsatzstärksten Aktien großer
börsennotierter Unternehmen, unterliegen langfristig geringeren Kursschwankungen als Nebenwerte. Sie zeichnen sich
durch ein hohes Handelsvolumen und ein höheres Engagement institutioneller Investoren aus. Wenn Anleger gezielt
diese Unternehmen mit einer stabilen Umsatz- und Ertragslage auswählen, gehen sie geringere Risiken bei der
Geldanlage ein.

Index-Strategie

Wer passiv anlegen möchte, kann Anlageprodukte wählen, die einfach einen Index oder mehrere Indizes abbilden. Dies
sind passive Fonds – oder auch ETFs genannt. ETF ist
die Abkürzung für Exchange Traded Funds. Die Rendite entspricht dem jeweiligen Index, den sie abbilden. Sie variiert
je nach Region und Schwerpunkt des Index.

Strategie auf No-Gos überprüfen

  • Der Performance hinterherjagen: Investoren tendieren dazu, Anlageprodukte auszuwählen, die
    sich kürzlich gut entwickelt haben. Sie hoffen darauf, von der steigenden Tendenz zu profitieren. Meist ist
    die größte Entwicklung zu diesem Zeitpunkt jedoch bereits vorbei.
  • Zu viel Selbstvertrauen haben: Instinkte sind gut – Kontrolle ist besser. Es ist von
    Vorteil, eine neutrale dritte Partei die eigenen Investmentideen überprüfen zu lassen. Das kann ein Honorarberater sein, ein vertrauenswürdiger
    Freund oder auch ein Investment-Club.
  • In Kostenfallen tappen: Beim Streben nach hoher Rendite geraten die Kosten für die
    Geldanlage häufig in den Hintergrund. Aktiv gemanagte Produkte versprechen zwar oft höhere Zinsen als passiv
    gemanagte, aber sie benötigen auch viel mehr Einsatz und eine dauerhafte „Behandlung“. Deshalb verursachen
    sie erheblich höhere Kosten. Mit passiven
    Anlagestrategien
    lassen sich die Kosten deutlich niedriger halten, da kein aktiver Manager seine
    Intelligenz dafür einsetzen muss. Dies kommt wiederum der Rendite zugute.

Bild-Copyright: tomertu / Shutterstock.com