Bundesanleihen: Was es Ihnen bringt, der Regierung Geld zu leihen

Von Mauritius Kloft, Falko Bozicevic – aktualisiert am 05.01.2024

Sie stellen eine der sichersten Geldanlagen dar: Bundesanleihen. Das bedeutet: Leihen Sie der
Bundesrepublik Deutschland
Geld, können Sie sicher sein, dass Sie es samt Zinsen wieder zurückbekommen. Bundesanleihen zählen daher zu den
mündelsicheren Anlagen – also Investmentformen, die für einen Mündel, einen Vormund, geeignet sind.

Doch warum ist das so? Und welche Vorteile bietet ein Investment in Bundesanleihen noch? Lesen Sie es in diesem Beitrag
– und erfahren Sie, was Sie bei einem Investment beachten sollten.


Wie funktionieren Anleihen überhaupt?

Zur Erklärung


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So
geht’s

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Was sind Bundesanleihen?

Bundesanleihen sind Anleihen, die die Bundesrepublik
Deutschland als Emittent ausgibt[1].
Verantwortlich für das
Privatkundengeschäft mit ihnen ist in Deutschland die Finanzagentur, deren alleiniger
Gesellschafter der Bund
ist.

Damit sind Bundesanleihen eine Form von Staatsanleihen. Über die Ausgabe von Anleihen finanzieren
Staaten ihren
Haushalt. So sichern Bundeswertpapiere die Zahlungsfähigkeit des Bundes. Investoren,
die
eine Staatsanleihe kaufen, geben
dem jeweiligen Land also für einen vorab festgelegten Zeitraum ein Darlehen. Daher nennen sie sich auch
Schuldverschreibungen.

Für das Geldleihen erhalten Investoren (und Sie als Privatanleger) einen festgelegten jährlichen Zins
gezahlt, Kupon
genannt. Die Zinszahlungen sind meist höher, je länger die Laufzeit ist, da die Investoren dann länger auf ihr Geld
verzichten. Zudem steigt mit zunehmender Laufzeit das potenzielle, wenn auch nur hypothetische
Ausfallrisiko. Während der Laufzeit können Sie als Anlegerin oder
Anleger Ihre Bundesanleihen indes jederzeit an der Börse weiterverkaufen.

Bundesanleihen haben eine Laufzeit von 7, 10, 15 oder 30 Jahren. Doch die Bundesrepublik gibt noch weitere Anleihen mit
abweichenden Laufzeiten aus.

Staatsanleihen von Großbritannien nennen sich „Gilts“. „Euro-Bonds“ werden von
Ländern innerhalb der Eurozone
ausgegeben. Amerikanische Staatsanleihen mit Laufzeiten zwischen einem und 10 Jahren heißen „T-Notes“ oder
Treasury Notes“.

Exkurs: Negativzinsen

Zwischen Mai 2019 und Januar 2022 gab es sogar Negativzinsen auf Bundesanleihen. Das bedeutet im
Umkehrschluss, der Bund hat mit dem Schuldenmachen Geld verdient.

Das lag vor allem am jahrelangen sehr niedrigen Zinsniveau in der Eurozone und der hohen Bonitätsbewertung des deutschen
Staates. So lag der Leitzins zwischen 2016 und 2022 auf einem Niveau von oder um 0 %. Wegen der gestiegenen
Inflation ab 2022 hob die
Europäische Zentralbank (EZB) jedoch die Zinsen an –
dadurch zogen auch die Renditen der Bundesanleihen. Anfang 2022 wurden sie erstmals seit Jahren wieder
positiv.

Wie funktioniert die Ausgabe der Bundesanleihen genau?

Zuständig für die Emission, das Management und den Verkauf von Bundeswertpapieren ist die Deutsche Finanzagentur
GmbH
.
Das ist ein Unternehmen, das zu 100 % im Besitz des Bundes ist[2].

Verschwörungserzähler stellen die Theorie auf, dass die Bundesrepublik Deutschland ein Unternehmen und kein
souveräner Staat sei. Diese Behauptung stützt sich auf den vollständigen Namen der Finanzagentur, der
„Bundesrepublik Deutschland – Finanzagentur GmbH“ lautet. Dass das Humbug ist, stört sie indes nicht.

So funktioniert das Tenderverfahren

Konkret nutzt die Finanzagentur ein sogenanntes Tenderverfahren[3], wenn sie neue Wertpapiere auf den Markt bringt.
Dieser
Prozess ähnelt einer Auktion und erstreckt sich über einen Zeitraum von 3,5 Stunden, in der Regel von 8 bis 11.30 Uhr an
bestimmten Tagen. Ein ausgewählter Kreis von Bietern hat die Möglichkeit, Gebote abzugeben.

Die Gebote werden über das „Bund-Bietungs-System“ eingereicht, eine elektronische Handelsplattform, die
von der
Bundesbank betrieben wird. Anschließend werden die Gebote von den Experten der Finanzagentur ausgewertet und für die
Zuteilung vorbereitet. Die Bieter, zu denen derzeit 32 Banken weltweit gehören, können ihre Gebote in elektronischer
Form abgeben.

Am Ende der Auktion berechnet ein Computer verschiedene Möglichkeiten für die Zuteilung der Anleihen
aus den
eingegangenen Geboten. Welche Option gewählt wird, entscheidet eine Gruppe von
Experten der Finanzagentur. Sie bestimmen außerdem über den Preis, zu dem die Papiere ausgegeben werden, und welcher
Bieter wie viele Anteile erhält. Sie stimmen sich dabei mit der Bundesbank und dem Bundesfinanzministerium ab.

Das Ergebnis des Tenderverfahrens wird unmittelbar nach dem Ende bekanntgegeben: Die Käufer erhalten
ihre
Bundesanleihen, der Bund das Geld. Falls es zu wenige Bieter gibt, die an einer Anleihe interessiert sind, kann der Bund
auf dem Sekundärmarkt – der Börse – aktiv werden. Hier sind die Papiere auch für andere Investoren täglich handelbar, so
können Sie die Bundesanleihen ebenfalls mithilfe Ihres Wertpapierdepots kaufen.

Welche Bundeswertpapiere gibt es neben Bundesanleihen noch?

Neben Bundesanleihen gibt es andere Bundeswertpapiere, die von der deutschen Bundesregierung herausgegeben werden. Eine
Übersicht über die wichtigsten:

  • Bundesobligationen (Bobl)[4]: Das sind festverzinsliche Wertpapiere
    mit einer Laufzeit von fünf Jahren.
    Bundesobligationen bieten eine feste Verzinsung und sind für Anlegerinnen oder Anleger geeignet, die auf eine
    regelmäßige und vorhersehbare Einkommensquelle bei mittlerer Restlaufzeit aus sind.
  • Bundesschatzanweisungen (Schatz)[5]: Diese Anleihen haben eine variable
    Verzinsung, die sich an einem
    Referenzzinssatz (zum Beispiel dem Euribor) orientiert. Die Zinsen werden regelmäßig angepasst, was sie
    flexibler macht. Sie haben kürzere Laufzeiten und sind oft für kurzfristige Anlagen geeignet. Daneben gibt es
    noch unverzinsliche Schatzanweisungen.
  • Unverzinsliche Schatzanweisungen (Bubill)[6]: Das sind Geldmarktpapiere, die der Bund
    ausgibt. Ihre Laufzeit liegt
    nur bei 12 Monaten – sie eignen sich also für Anlegerinnen und Anleger, die sehr kurzfristig ihr Geld sicher
    investieren möchten.
  • Bundesanleihen mit inflationsindexierter Verzinsung (ILB)[7]: Diese Anleihen sind an die
    Inflationsrate gekoppelt, was bedeutet, dass die Zinsen und der Nominalwert der Anleihe entsprechend der Inflationsrate angepasst werden.
    Sie bieten Schutz vor Inflation und sind interessant, wenn Sie sich vor der Entwertung Ihres Kapitals schützen
    wollen. Diese Bunds laufen zwischen fünf und mehr als zehn Jahren. Seit 2024 gibt der Bund keine weiteren infltionsgeschützten Anleihen mehr aus.
  • Grüne Bundeswertpapiere (GREEN)[8]: Das sind spezielle Bundesanleihen, die
    der Bund erst seit 2020 nach dem
    Zwillingskonzept auflegt. Bestehende Anleihen werden also „grün“ begeben. Diese Wertpapiere sollen Ihnen die
    Möglichkeit bieten, nachhaltige
    Investitionen
    zu tätigen. In einem Wirkungsbericht listet der Bund detailliert
    auf, in welche Projekte die Gelder aus diesen Anleihen geflossen sind, etwa Baukostenzuschüsse für neue
    Schienen. Grüne Bundeswertpapiere gibt es bislang mit Laufzeiten von 5, 10 und 30 Jahren.
Bei Emissionen der Finanzagentur unterscheidet man zwischen Neuemissionen und sogenannten
Aufstockungen. Bei
letzteren handelt es sich um keine komplett neu emittierte Anleihe, sondern lediglich um eine Ausweitung des
Volumens einer bestehenden Anleihe („Tap-up“).

Wovon hängt die Rendite von Bundesanleihen ab?

Die Rendite von Bundesanleihen hängt maßgeblich von folgenden Faktoren ab[9]:

  • Marktzinsen: Die Rendite von Bundesanleihen wird stark vom aktuellen Marktzins beeinflusst.
    Steigen die
    Marktzinsen, werden neu emittierte Anleihen mit höheren Zinskupons angeboten, um wettbewerbsfähig zu sein. Das
    bedeutet, dass bestehende Anleihen mit niedrigeren Kupons im Kurs verlieren und ihre Rendite steigt. Das liegt
    daran, dass Zinssätze und Anleihekurse korrespondieren.
  • Laufzeit: Die Laufzeit einer Bundesanleihe hat einen Einfluss auf die Rendite. In der Regel
    bieten Anleihen mit
    längeren Laufzeiten höhere Renditen, um Investoren für das zusätzliche Risiko der längeren Bindungsdauer zu
    entschädigen.
  • Kurs: Halten Sie eine Bundesanleihe nicht über die gesamte Laufzeit, sondern verkaufen Sie sie
    vor dem Ende,
    können Sie auf Kursgewinne setzen. Relevant für Sie ist dann der Kurswert, der immer in Prozent zum Nennwert
    angegeben wird. Verkaufen Sie zu einem Betrag unterhalb des Nennwerts, haben Sie einen Kursverlust erzielt,
    anders einen Kursgewinn.

Hohe Bonität, kein Risikoaufschlag

Einen Risikoaufschlag wie bei anderen Staatsanleihen gibt es bei Bundesanleihen indes nicht. Da Deutschland als eines
der finanzstärksten Länder in der Europäischen Union und der Welt gilt, werden Bundesanleihen oft als Benchmark für
sichere Anlagen angesehen.

Konkret wird Deutschland mit der höchsten Bonitätsbewertung (AAA) von Ratingagenturen bewertet. Diese
Bewertung spiegelt
das äußerst geringe Kreditrisiko des Landes wider. Das Vertrauen der Anleger in die Bonität des deutschen Staates stärkt
die Nachfrage nach Bundesanleihen und trägt dazu bei, dass die Renditen niedrig bleiben. Ein Emittentenrisiko gibt es
nach menschlichem Ermessen daher nicht.

Welche Vorteile haben Bundesanleihen?

Bundesanleihen haben eine Reihe von Vorteilen für Sie als Anlegerin oder Anleger. Ein Überblick:

  1. Sicherheit: Bundesanleihen gelten als sehr sichere Anlagen, da sie von der Bundesregierung
    garantiert werden.
  2. Diversifikation: Bundesanleihen können eine gute Möglichkeit sein, das Risiko in einem Anlageportfolio zu
    reduzieren, insbesondere da andere Anlagen wie Aktien volatiler sind. Sie gelten als Sicherheitsbaustein in
    einem ausgewogenen Depot.
  3. Liquidität: Bundesanleihen sind aufgrund der hohen Nachfrage leicht handelbar und können auf
    dem Sekundärmarkt, also an der Börse, gekauft und
    verkauft werden.
Gut zu wissen: Das „Stripping“ von Bundesanleihen ist eine spezielle Art der Zerlegung von
Anleihen in separate
Wertpapiere, die Zins- und Tilgungskomponenten trennt. Dies wird manchmal auch als „Strippen“ oder
„Zero-Couponing“ bezeichnet. Es ist seit 1997 bei speziellen Bundesanleihen erlaubt, aber nur ab einem Betrag
von 50.000 €[10] – also eher nichts für Privatanleger.

Welche Risiken gehen Sie mit Bundesanleihen ein?

Beim Erwerb von Bundesanleihen sollten Sie bestimmte Risiken berücksichtigen. Aufgrund ihrer hohen
Sicherheit bieten
Bundesanleihen in der Regel vergleichsweise niedrige Renditen. Das bedeutet: Sie als Investoren
erzielen weniger Ertrag
als bei riskanteren Anlagen. Bei steigender Inflation können die realen Renditen dieser Anleihen sinken; die Kaufkraft
Ihres Zinsertrags geht folglich zurück.

Wenn die allgemeinen Zinssätze auf dem Markt steigen, können die Preise von Bundesanleihen fallen. Das
führt zu
potenziellen Kapitalverlusten, wenn Sie als Anlegerin oder Anleger Ihre Bundesanleihe vor der Fälligkeit verkaufen.

Bei Bundesanleihen greifen auch Risiken, die Sie sonst bei herkömmlichen Anleihen ebenfalls eingehen. Obwohl
Bundesanleihen als sicher gelten, sind sie nicht immun gegen Marktschwankungen und Risiken, die den gesamten
Anleihemarkt beeinflussen können. Ein gewisses Maß an Volatilität am Kapitalmarkt kann nicht
ausgeschlossen werden.

Für wen sind Bundesanleihen geeignet?

Bundesanleihen sind in erster Linie für konservative Anlegerinnen oder Anleger geeignet, die auf der
Suche nach einer
sicheren Anlagemöglichkeit und bereit sind, niedrigere Renditen in Kauf zu nehmen.

Kaufen Sie Bundesanleihen am besten, um Ihr Portfolio zu diversifizieren und Ihr Risiko zu senken. Bei
einem
langfristigen Anlagehorizont können Bundesanleihen dazu beitragen, Ihr Kapital zu schützen und Stabilität in ein
Portfolio zu bringen. Es gibt zudem ETF und Fonds, die in Bundesanleihen investieren: So können Sie einfach
und leicht breit streuen.

Sie sollten jedoch beachten, dass Bundesanleihen niedrigere Renditen bieten als Staatspapiere vieler anderer Staaten oder gar Unternehmensanleihen. Das
heißt in der
Konsequenz: Bundesanleihen sollten stets nur einen Anteil in einem Portfolio ausmachen – der Vermögensaufbau gelingt
Ihnen indes nur mit einer breit gestreuten Anlage am Wertpapiermarkt, etwa über das Investment in ETF. So
investieren Sie in eine Vielzahl von Aktien oder anderer Wertpapiere.

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Quellenangaben

  1. Kühn,
    M., Kühn, S. (2023). Handbuch Geldanlage – Verschiedene Anlagetypen für Anfänger und Fortgeschrittene
    einfach erklärt: Aktien, Fonds, Anleihen, Festgeld, Gold und Co. Berlin: Stiftung Warentest. S. 86
  2. Deutsche Finanzagentur: Organisation der Finanzagentur
  3. Deutsche Finanzagentur: Auktionsverfahren
  4. Deutsche Finanzagentur: Bundesobligationen
  5. Deutsche Finanzagentur: Bundesschatzanweisungen
  6. Deutsche Finanzagentur: Unverzinsliche Schatzanweisungen
  7. Deutsche Finanzagentur: Inflationsindexierte Bundeswertpapiere
  8. Deutsche Finanzagentur: Grüne Bundeswertpapiere
  9. Kühn,
    M., Kühn, S. (2023). Handbuch Geldanlage – Verschiedene Anlagetypen für Anfänger und Fortgeschrittene
    einfach erklärt: Aktien, Fonds, Anleihen, Festgeld, Gold und Co. Berlin: Stiftung Warentest. S. 86 f.
  10. Deutsche Bundesbank: Stripping